Viele Möglichkeiten – Wenig Zeit
Alle Jahre wieder stehen wir vor der wichtigsten Entscheidung überhaupt: Wo wollen wir dieses Jahr den Urlaub verbringen?
Zur Auswahl stehen unendlich viele Ziele überall auf der Welt, deren große Gemeinsamkeit der Hang zur Fortbewegung zu Fuß ist. Besonders schön ist es dabei, wenn man beim Wandern auch immer wieder seinen eigenen Fortschritt. zum Beispiel auf einer Karte, sehen kann. Weitwanderwege sind hier eine einfache Möglichkeit, die es aber natürlich nicht immer gibt, so dass man sich oft selbst seinen Weg suchen muss (was sehr gut ist).
Einige unserer Wunschziele sind aktuell zum Beispiel:
- Island
- Patagonien
- Teneriffa, Gran Canaria, …
- Madeira
- Hokkaido
- Banff Nationalpark (Kanada)
- Dolomiten
- …
Da jede Reise natürlich auch immer Zeit benötigt, ist leider nicht jeder Wunsch sofort umsetzbar. Sowohl die erforderliche Reisedauer als auch der gewünschte Zeitpunkt der Reise führen unweigerlich zu Konflikten mit Arbeit oder Studium. Glücklicherweise bleiben für uns noch drei mögliche Zeiträume pro Jahr übrig: Ende März, Ende September und Weihnachten. Hauptproblem dieser drei Zeiträume ist die Tatsache, dass sie allesamt in den kälteren Jahreszeiten der Nordhalbkugel liegen und damit natürlich der Besuch von Zielen auf dieser Seite der Erde sehr schwer beziehungsweise ungemütlich wird.
Die obige Liste schrumpft unter diesen Voraussetzungen schnell auf:
- Patagonien
- Gran Canaria und Teneriffa
- Madeira
Leider haben wir beide dieses Jahr (2017) Ende März lediglich zwei Wochen gleichzeitig Zeit, so dass Patagonien alleine aufgrund der langwierigen Anreise herausfällt. Bleiben also die Inseln im Atlantik und zuerst sollte es Teneriffa und/oder Gran Canaria werden.
Wir waren uns beide recht schnell einig, dass es eine Inseldurchquerung beziehungsweise Inselüberquerung werden sollte. So hat man immer genügend Zeit sich die verschiedenen Landschaften, die es normalerweise auf einer Insel gibt, anzuschauen. Besonders auf Inseln mit hohen Bergen gibt es einen entsprechend großen landschaftlichen Unterschied zwischen windzugewandter und windabgewandter Seite. Dadurch gibt es immer wieder etwas Neues zu sehen. Hinzu kommen die oft sehr schönen Übernachtungen in der Natur, fernab der Zivilisation. Im Gegensatz zur Fortbewegung mit dem Auto bietet eine Durchquerung zu Fuß außerdem auch die intensiveren Erlebnisse und besseren Ausblicke.
Erste Planung
Zuerst sollte es eigentlich gar nicht nach Madeira gehen. Stattdessen stand nach etlichen Recherchen in Google Earth zunächst Gran Canaria als Ziel fest – die entsprechende Wanderkarte zur Planung der Durchquerung war dann auch schnell gekauft. Bei der Detailplanung mussten wir dann aber feststellen, dass die Kanarischen Inseln einzeln nicht sehr groß sind. Also mussten es schon mindestens zwei davon werden, um sich zwei Wochen mit Wandern beschäftigen zu können. Natürlich übt so ein 3.700 Meter hoher Berg – und dann noch ein Vulkan – eine gewisse Anziehungskraft aus und so stand als zweite Insel sehr bald Teneriffa mit dem Teide fest. Die entsprechende Wanderkarte war dann auch schnell gekauft. Bei der weiteren Planung mussten wir dann aber feststellen, dass wildes Zelten auf Teneriffa, wie auch auf Gran Canaria, verboten ist, im Gegensatz zu Gran Canaria aber auch rigoros verfolgt und geahndet wird. Zwar gibt es auf Teneriffa einige Rastplätze, auf denen man nach vorheriger Anmeldung über die entsprechende Website auch kostenlos campen darf, allerdings befinden sich die in Frage kommenden Plätze Las Lajas, Fuente del Llano, Chío und Ramón el Caminero allesamt recht weit vom Teide entfernt. Einzige verbleibende Möglichkeit auf den Berg zu kommen, wäre eine Übernachtung im Refugio Altavista gewesen, das war aber bei den von uns präferierten Daten bereits ausgebucht.
Zweite Planung
Etwas genervt vom unverhofften Ende unserer Planung, begannen wir wieder von vorne. Abermals wurde Google Earth durchforstet und Madeira als für einen Wanderurlaub tauglich befunden. Dabei half im ersten Schritt auch die Beschreibung der vom DAV Summit Club durchgeführten Durchquerung. Die entsprechende Wanderkarte (Kompass) war dann abermals schnell gekauft. Bei der Detailplanung stellte sich dann mehr und mehr heraus, dass Madeira wohl tatsächlich eine hervorragende Wahl zum Wandern und für eine Durchquerung sei. Zum einen scheinen das „Hochland“ viel Natur und gleichzeitig passende Wege, zum anderen die Levadas (alte – aber weiterhin genutzte – kleine künstliche Kanäle um Wasser vom feuchten Nordteil der Insel in den Süden zu bringen), mit den danebenliegenden Instandhaltungswegen, eine sehr schöne Wegebasis zu bieten. Wie gut sich diese Wege am Ende zu einem Wegenetz verbinden, auf dem man Madeira tatsächlich zu Fuß durchqueren kann, lässt sich leider bisher nicht abschließend herausfinden. Wie schon bei unserer ersten Planung für Teneriffa, mussten wir feststellen, dass wir Madeira wahrscheinlich in weniger als zwei Wochen durchqueren werden, daher haben wir am Ende noch eine kleine Extrarunde eingeplant.
Soweit die Theorie – die praktischen Erfahrungen folgen.
Aktuell ist folgende Route – von Ost nach West – geplant (die Extrarunde ist nicht dargestellt):
Tag 1: Flug von München nach „Funchal“, anschließend Busfahrt nach Funchal, um dort Gas zu kaufen. Nach Abschluss dieses Vorhabens per Bus nach Baía D’Abra und dort in/an den Klippen übernachten.
Tag 2: Start der Inseldurchquerung beziehungsweise Inselüberquerung, erster Halt für die Nacht ist in der Nähe des Pico do Suna geplant.
Tag 3: Weiter über den Pico do Arieiro und den Pico Ruivo bis etwa zum Pico do Eirinhas.
Tag 4: Die nächste Nacht ist auf der Hochebene Paúl de Serra geplant.
Tag 5: Weiter in den Westen Madeiras, wieder etwas nach unten und am Levada entlang etwa bis Prazeres.
Tag 6: Wieder hoch in die Berge um am Pico da Fonte do Bispo übernachten.
Tag 7: Ein kurzer Tag hinunter nach Porto Moniz und am Abend per Bus nach Funchal.
Tag 8: Funchal anschauen und Mittags dann nach Cruzinhas um anschließend zur Caldeirao do Inferno zu wandern.
Tag 9: Durch den Tunnel unter dem Pico Ruivo und weiter nach Faja da Nogueira.
Tag 10: Letzte Wanderung hinunter nach Porto da Cruz.
Tag 11: Per Bus vom Hotel zum Flughafen und Rückflug nach München.
Ganz grob gerechnet sollten das zwischen 20 und 30 Kilometern pro Tag werden. Das ist sicherlich recht viel, aber machbar.
Die Flugsuche
Leider war es dann nicht so einfach passende Flüge zu bekommen. Zuerst konnte keine der bekannten Flugsuchen einen ordentlichen Rückflug (<500€, <25:00h Dauer) zusammensuchen, so dass wir alle Flüge manuell zusammensuchen mussten, dann stellte Transavia sehr hohe Anforderungen an die Eingabegeschwindigkeit der persönlichen Daten: Einmal fünf Sekunden inaktiv und schon war die Session abgelaufen und man durfte von vorne beginnen. Letztlich haben wir es dann aber doch geschafft für insgesamt 212€ pro Person Hin-und Rückflug zusammenzustellen.
Am Ende unserer Bemühungen hatten wir einen Hinflug mit TAP (Zwischenstop in Lissabon) und zwei einzelne Transavia-Flüge (Funchal-Porto, Porto-München (fünf Stunden Aufenthalt)) gebucht. Dazu mussten wir natürlich bei allen Flügen jeweils ein Aufgabegepäckstück dazubuchen, da Zelt, Messer, usw. sicher nicht mit in die Kabine dürfen. Hoffentlich reichen beim Hinflug 50 Minuten zum Umsteigen…
Nahrung
Da wir uns recht viel bewegen werden, aber gleichzeitig nicht viel tragen wollen, haben wir uns darauf geeinigt pro Person jeweils knapp 3000kcal pro Tag an Nahrung mitzunehmen. Wie immer gilt, dass jedes Lebensmittel mindestens 350kcal pro 100g haben muss, um es auf die Liste schaffen zu können. Ansonsten trägt man nicht nur viel Gewicht, sondern sehr schnell auch viel Volumen. Viel Volumen erfordert wieder einen größeren Rucksack. Ein größerer Rucksack…
Ziemlich schnell war klar, dass es als Abendessen fertige Trekkingnahrung geben wird, da wir keine Zeit und Lust hatten uns eigene Gerichte anzufertigen und das einfach die bequemste Lösung war. Beim Frühstück probierten wir im Vorhinein daheim etwas herum und haben dabei festgestellt, dass normaler Haferbrei den Geschmackstest nicht besteht. Stattdessen entschieden wir uns dafür Haferflocken mit Früchten zu nehmen und diese mit Vollmilchpulver zu verfeinern. Dazu gibt es Bananenchips, die wahlweise pur oder mit den Haferflocken zu essen sind. Bleibt noch das Mittagessen: Unsere Wahl fiel auf Bake Rolls in verschiedenen Geschmacksrichtungen und Knäckebrot mit Käse und Kürbiskernen. Das „Brot“ soll zusammen mit Käse und getrockneter Salami gegessen werden. Als Snack für Zwischendurch gibt es Riegel und Kekse.
Insgesamt sind wir zu folgendem Ergebnis gekommen:
Frühstück
50g Studentenfutter
50g Bananenchips
70g Haferbrei mit 30g Milchpulver
Mittagessen
50g Bake Rolls
25g Käse
25g Salami
Abendessen
Trockennahrung
Unterwegs
100g Keks
100g Riegel
Macht pro Tag etwa 650g Lebensmittel, also insgesamt (bei Hotelaufenthalt wird zum Essen gegangen) etwa 6kg und gute 200€.
Ausrüstung
Laut Wetterbericht soll es im Tal tagsüber etwas mehr als 20°C haben und in der Nacht etwa 10°C. Da wir uns aber eher in höheren Lagen bewegen werden, sollte die Ausrüstung bis etwa 0°C tauglich sein. Im Wesentlichen kommen also bei Felix alle Ausrüstungsgegenstände der USA-Wanderung mit, ergänzt um ein richtiges Zelt und eine lange Unterhose und Pici nimmt ihre neu erworbene Ausrüstung mit.
Wie es uns ergangen ist und ob unsere Planung allen Eventualitäten standgehalten hat, klären wir in unserem nächsten Beitrag.