Unsere erster gemeinsamer Urlaub war kein ganz normaler Urlaub, in dem man sich faul die Sonne auf den Bauch scheinen lässt, sondern eine Longboardtour auf dem Nordseeradweg im hohen Norden Deutschlands. Nachdem wir das Longboard hauptsächlich zum durch die Gegend fahren nutzten, kamen wir auf die Idee, warum nicht eine Mehrtagestour zu unternehmen. Nach langem Suchen im Internet nach einem geeigneten geteerten Fahrradweg stießen wir schließlich auf den Nordseeradweg (auch Nordseeküstenradweg). Kurze Zeit später war die Strecke geplant und die Tickets für die Bahn gebucht.
Die Strecke – ein Teil des Nordseeradweges – führte uns auf dem Longboard vom Emden über Norden nach Harlesiel.
Tag 1: Von Emden nach Krummhörn
Mit dem Nachtzug ging es von Münchner Hbf mit unseren voll bepackten Rucksäcken und Longboards ab im den Norden von Deutschland nach Bremen. Wir hatten Glück und wurden „geupgraded“, da der Zug keine Sitzwägen dabei hatte. So bekamen wir also ein Stockbett unserer Wahl zur Verfügung gestellt, statt ungemütlichen Schlafsitzen. Für Pici hatte das Bett genau die richtige Länge, nur für Felix war die Nacht nicht so bequem, da er zu groß zu das Bett ist. Von Bremen aus ging es dann mit der Regionalzug weiter nach Emden, wo wir auf den Nordseeradweg starteten. Leider spielte das Wetter bei der Ankunft nicht so mit und es begann leicht zu regnen. Raus aus der Bahn suchten wir erstmal den ersten Wegweiser für den Nordseeradweg und einen Bäcker für’s Frühstück. Als wir endlich einen Wegweiser gefunden hatten, folgten wir diesem. Zwar fanden wir einen Bäcker mit frische Semmeln, doch waren wir in die falsche Richtung gefahren. Dies stellten wir ziemlich schnell fest und so ging es wieder zurück zum Bahnhof und von dort in die andere (richtige) Richtung nach Campen weiter. Wind und Regen erleichterten nicht gerade das Vorankommen und so kämpften wir uns immer weiter vorwärts. In Campen zweigte der Weg dann zum Deich ab, wo der Nordseeradweg länger Zeit entlang lief. Am Deich angekommen ging es die letzten Kilometer auf unseren Longboards mit Gegenwind dem Campingplatz entgegen. Endlich angekommen nach ca. 29 Kilometern waren wir hauptsächlich aufgrund des Wetters vollkommen fertig mit der Welt. So stellten wir erstmal unser neues Vaude Hogan 2P Zelt auf und dann hieß es nix wie ab unter die Dusche zum auftauen. Anschließend gut eingepackt in Klamotten, kochten wir in der vorhandenen Küche, geschützt von Wind und Regen unsere Nudeln, die wir kurze Zeit zuvor im kleinen Markt des Campingplatzes ergattert hatten. Wir hatten weder daran gedacht, was einzupacken noch hatten wir unterwegs einen Supermarkt gefunden. Gegen abends wurde das Wetter dann besser und die Sonne kam sogar raus.
Tag 2: Vom Krummhörn nach Norddeich
Wie jeden Morgen gab es zum Frühstück frische Semmeln vom Bäcker. Anschließend ging es frisch gestärkt und mit geschultertem Rucksack weiter mit unseren Longboards auf dem Nordseeradweg, immer am Deich entlang. Eine endlose Gerade stand uns bevor und nach einer guten halben Stunde konnte man immer noch den ca. fünf Kilometer entfernten Campingplatz sehen. Wie schon den Tag davor hatte es gut Wind und das leider mal wieder von vorne. So führte der Weg immer weiter und weiter bis nach Greetsiel vorbei an dem Pilsumer Leuchtturm, eines der bekanntesten Wahrzeichen Ostfrieslands. In Greetsiel besichtigten wir den kleine Ort ein wenig, bevor wir unsere Longboardtour weiter in Richtung Norden (der Stadt) fortsetzten.
Auf der etwas schlecht geteerten Straße mit vielen Löchern ging es vorbei an Häusern, von denen eines Marmelade in einem Karton zum verkaufen anbot. Wir konnten nicht widerstehen und suchten uns eins heraus. Diese Aktion hätte uns fast unsere Longboards gekostet, da wir sie einfach idiotischerweise auf der sehr wenig befahrenen Straße liegen gelassen haben und genau in dem Moment ein Auto kam (einmal und nie wieder). Noch einmal mit dem Schrecken davon gekommen fuhren wir weiter auf dem Nordseeradweg und stießen wieder auf den Deich, an dem es die restlichen Kilometer von den ca. 33 Kilometern bis nach Norddeich ging. Kurz vor dem Ende machten wir noch ein kleine Verstärkungspause mit unsere frisch erworbenen Marmelade und Semmeln. Gegen Nachmittag stellten wir unser Zelt auf dem Campingplatz auf und spielten ein paar Runden auf dem großen Schachfeld auf dem Campingplatz. Pici verlor und verlor und verlor, Felix war einfach unschlagbar. Abends gab es wie immer Nudeln mit Soße, bevor wir uns im Zelt zum Schlafen hinlegten.
Tag 3: Von Norden nach Bensersiel
Ausgeschlafen machten wir uns für den vor uns liegenden Tag bereit. Heute führte uns der Nordseeradweg 34 Kilometer nach Bensersiel. Einige harte Stunden mit Gegenwind bei strahlenden Sonnenschein standen uns bevor. So kämpften wir uns Kilometer um Kilometer weiter fort und erreichten dann kurz nach Mittag unsere Tagesziel. Nachdem wir uns ein Platz am Campingplatz ergattert hatten und unser Zelt sturmsicher aufgestellt hatten, unternahmen wir noch einen kleinen Ausflug auf die Insel Langeoog, natürlich waren unsere Longboards auch mit dabei. Zunächst ging es mit der Fähre hinüber auf die Insel und schließlich mit der Inselbahn, eine Schmalspurbahn, in den dortigen Ort. Vom Bahnhof aus erkundeten wir mit unseren Longboards den Ort und fuhren dann zum wunderschönen Sandstrand, der hinter den großen Dünen liegt. Natürlich durfte auch der alte Wasserturm nicht fehlen. Auf dem Kopfsteinpflaster war das Fahren ein ziemlich Gerüttelt und Geratter, weshalb wir auch Teile zu Fuß zurücklegten. Als wir unsere Reise zurück antraten wurde es schon langsam dunkel. Am Campingplatz kochten wir uns schnell etwas zu Essen und gingen dann auch bald ins Bett.
Tag 4: Von Bensersiel nach Harlesiel
Unser letzter Tag in Ostfriesland begann wie der vorherige Tag endete: stürmisch. Die letzte Etappe unserer Longboardtour auf dem Nordseeradweg ging nach Harlesiel, von wo uns ein Bus am Nachmittag nach Norden zum Bahnhof bringen sollte. Also Zeug zamgepackt und geschultert und ab auf die Strecke. Wir hatten mal wieder mit viel Gegenwind zu kämpfen, der unser Vorankommen deutlich verlangsamte. Die nicht all zu lange Strecke von 18 Kilometern war trotzdem relativ schnell gemeistert und so hatten wir noch viel Zeit bis unser Bus ging. Da wir vollkommen verschwitzt waren und nicht so heim fahren wollten, schlichen wir uns in die Duschen eines Campingplatzes und nahmen eine schöne erfrischende Dusche. Danach in frische Klamotten geschlüpft und noch die letzten Meter bis zum alten Bahnhof gefahren. Langsam fing der Magen an zu knurren und so entschieden wir uns in dem kleinen Restaurant im Obergeschoss des Bahnhofsgebäudes eine etwas größere Kleinigkeit zu essen. Auf dem Balkon hatten wir einen schönen Ausblick auf den Hafen und das Meer. Und so saßen, saßen und saßen wir da und warteten auf unseren Bus. Nach einer gefühlten Ewigkeit war es dann auch endlich so weit und wir konnten in den gut gekühlten Bus steigen. Mit dem fuhren wir dann über Landschaften und kleine Orte Richtung Ziel. Doch in einem dieser kleine Orte fand gerade ein Umzug statt, bei dem wir uns mit dem Bus hinten einreihen mussten und somit viel Zeit verloren. Glücklicherweise hatten wir schon beim Buchen daran gedacht, dass fünf Minuten zu Umsteigen etwas knapp sind und ein Ticket für den Zug eine Stunde später gebucht. So waren wir auch ganz entspannt, obwohl der Bus mit knapp 45 Minuten Verspätung in Norden ankam. Was wir nicht wussten, dass der Zug dort auf den Bus wartete – war aber auch nicht weiter schlimm, da unser Zug ja auch bald kam. Im Zug machten wir es uns gemütlich und genossen noch den Sonnenuntergang. In Bremen hieß es dann wieder Umsteigen. Diesmal hatten wir leider nicht so viel Glück und bekamen unseren gebuchten Schlafsitz. Pici konnte nicht ganz so gut schlafen, Felix schon (wie ein Stein). Früh am Morgen erreichten wir dann völlig müde den München Hbf.
Fazit unserer Longboardtour auf dem Nordseeradweg
Insgesamt war es trotz des heftigen Gegenwindes eine schöne Mehrtagestour, die viele interessante Aussichten geboten hat. Der Nordseeradweg ist egentlich noch viel länger als der von uns befahrene Abschnitt, so dass noch viele Kilometer darau warten erkundet zu werden. Vielleicht wird der Urlaub nächstes Jahr ja erneut eine Longboardtour auf dem Nordseeradweg (Wurde es).