Ultraleichter Shelter statt Zelt
In diesem Beitrag möchten wir unsere Motivation und unsere Beweggründe für den Kauf unseres Locus Gear Hapi DCF-B erläutern.
Motivation
Die Suche nach einer geeigenten ultraleichten nächtlichen Unterkunft ist meist eine schwierige Aufgabe. In den USA gibt es viele verschiedene Hersteller solcherlei Ausrüstung, in Europa schaut man in dieser Hinsicht aber leider oft mit dem Ofenrohr ins Gebirge.
Auch wir standen vor der schier unlösbaren Aufgabe für möglichst jedes Wetter eine tragbare Unterkunft zu finden. Im Wesentlichen hat man zunächst drei Möglichkeiten: Zelt, Shelter und Tarp. Im Normalfall beginnt man stets mit einem schweren Zelt. Aus leidvoller diesbezüglicher Erfahrung waren wir schon seit langer Zeit in Besitz eines leichten Zeltes, einem Vaude Hogan UL 2P. Mit etwa 1600g sicherlich kein unbewegbarer Klotz, aber eben auch nicht rekordverdächtig leicht. Aus diesem Grund haben wir uns 2015 ein (kleines) Tarp gegönnt. Sofern man nicht mit Regen rechnet, kann man damit durchaus akzeptabel unterwegs sein. Für wirklich schlechtes Wetter, vor allem mit Wind oder bei großer Kälte war es aber trotzdem nicht das Richtige. Also ging die Suche weiter…
Anforderungen
Wie bei allen Ausrüstungsgegenständen ist minimales Gewicht ein wesentliches Entscheidungskriterium, viel wichtiger ist jedoch die tadellose Funktion und die Qualität des Artikels. Eine Unterkunft, durch die schon beim kleinsten Regen Wasser läuft hat seine wesentliche Daseinsberechtigung verwirkt. Eine Unterkunft, deren Reißverschluss nach zehnmaliger Nutzung aufgibt, ist nicht zu gebrauchen. Eine Unterkunft, die sich beim kleinsten Windstoß kugelnd auf und davon macht, oder alternativ einfach zusammenfällt, ist nur unnötiger Ballast.
Um zusätzlich zu den gestellten Qualitätsanforderungen auch in die gewünschten Gewichtsregionen vorstoßen zu können, stellten wir schnell fest, dass ein Zelt hier nichtmehr erste Wahl ist. Stattdessen musste es wohl ein sogenannter Shelter werden, im Wesentlichen also eine pyramidenförmige Plane, die durch eine einzelne Stange in deren Mitte aufrecht gehalten wird. Größter Nachteil dieser Konstruktion ist die Tatsache, dass man immer mindestens die vier Ecken ausreichend befestigen muss, um die Gesamtkonstruktion stabil stehen zu lassen. Neben dem Gewicht wird dann aber (im Internet) auch die enorme Stabilität bei Wind und Wetter hervorgehoben.
Besonders interessant ist so ein Shelter, wenn man zusätzlich mit einem Boden und/oder einem Mückennetz gegen die Umwelt schützen kann.
Auswahl & Entscheidung
Wie erwähnt ist die Auswahl an Sheltern prinzipiell groß – nur leider nicht in Europa. In die Auswahl haben es trotzdem folgende Shelter geschafft:
- MLD DuoMid mit Mesh, 2 Personen (eng), ~720g
- MLD DuoMidXL mit Mesh, 2 Personen (groß), ~800g
- MLD Solomid mit Mesh, 1 Person, ~550g
- Locus Gear Khafra mit Halfmesh, 2 Personen (groß), ~850g
- Locus Gear Khufu mit HalfMesh, 2 Personen, ~600g
- Locus Gear Hapi mit Mesh, 2 Personen, ~800g
- MyTrailCo Pyramid 3, 2 Personen, ~2.000g
- HMG Ultralight Pyramid 2 mit Mesh, 2 Personen, ~1.200g
MLD und HMG sind (wahrscheinlich) die bekanntesten Firmen auf der Liste. Besonders HMG besticht jedoch nicht nur durch hohe Qualität, sondern auch durch entsprechende Preise. Auf Locus Gear sind wir nur zufällig aufmerksam geworden. Es handelt sich um eine kleine japanische Firma, die sich auf die Herstellung hochwertiger Shelter und Zubehör spezialisiert hat. Die Qualität sollte hervorragend sein.
Die Auswahl des „Gewinners“ hat sich letztlich über fast ein Jahr hingezogen, bis es dann letztlich ein Locus Gear Hapi DCF-B geworden ist. Warum? Das MyTrailCo, angeblich ein Nachbau des GoLite Shangi-la 3, ist offensichtlich viel zu schwer, ebenso das HMG. Gegenüber MLD bietet das Hapi allerdings das viel bessere Einstiegskonzept, das der Reißverschluss auf der kurzen Seite des Shelters angeordnet ist. Dazu kommt das (laut Datenblatt) geringere Gewicht und das Versprechen, dass ein „-B“ kein nachträgliches Abdichten der Nähte mehr bedürfe.
Wir entschieden uns also für ein Locus Gear Hapi.
Bestellung & Lieferung
Vor der eigentlichen Bestellung war zunächst das größte Problem zu lösen: Ist der Shelter überhaupt lang genug für 195cm Körpergröße? 265cm klingen zunächst nach viel, allerdings darf man die stark schrägen Wände, besonders vorne und hinten, nicht vergessen. Liegt man exakt in der Mitte sind hierfür nämlich nur noch etwa 30cm übrig.
Die Kommunikation mit Yuki Yoshida von Locus Gear verlief reibungslos und schnell und so war nach kurzer Zeit ein 35cm längeres Hapi in Cuben Fibre (DCF) bestellt, das wir nach acht Wochen Wartezeit sicher in die Arme schließen konnten.
Erster Eindruck des Locus Gear Hapi
Zunächst einmal ist das Locus Gear Hapi DCF-B mit 781g (inklusive Mesh) schlappe 1kg leichter als das (alte) Vaude Zelt. Aufgrund der größeren Länge ist der Außenteil 36g und der Innenteil 25g schwerer als bei der „kleinen“ Version (laut Website).
Außenmaße: 300x180x145cm
Innenmaße: 270x165x140cm
Gewicht: 356g + 425g (781g)
Die Verarbeitung macht einen hervorragenden Eindruck. Alle Nähte sind sauber verklebt, alle Ösen (vier an den Ecken unten, vier an den Ecken mittig, vier an den Seiten unten, vier an den Seiten mittig) sind sauber angebracht und auch die Lüftungsklappe macht einen sehr guten Eindruck.
Vom ersten Einsatz gibt es nicht sehr viele Bilder:
Erfahrungen
Das Locus Gear Hapi ist ein Traum.
Nachdem man das optimale Vorgehen zum Auftstellen des Shelters herausgefunden hat (siehe unten), steht die Unterkunft in kürzester Zeit und hält bombenfest. Selbst bei Sturm ohne Windschutz (Mallorca) gibt der Stoff keinen Millimeter nach – vorher werden die Heringe aus dem Boden gerissen. Auch nach dem Sturm konnten wir keine Längenänderung oder sonstige Beschädigung an der Außenwand feststellen.
Das Einstiegskonzept über die kurze Seite ist ebenfalls genial. So kommt man sich gegenseitig nicht in die Quere. Dies wird außerdem durch das enorme Raumangebot im Inneren des Locus Gear Hapi unterstützt. Ebenfalls sehr vorteilhaft ist die Belüftungsöffnung an der Shelterspitze. Durch diese Öffnung ist das Hapi bisher nie Innen nass gewesen.
Auftstellen
- Außenteil mit 90°-Winkeln auf den Boden legen
- Eckheringe in Verlängerung der Nähte setzten, dabei nicht spannen
- Stange(n) im Inneren aufrichten und gewünschte Höhe einstellen
- Eckheringe gleichmäßig spannen
- Weitere Abspannungen anbringen
- Innenzelt einhängen und an den Eckheringen befestigen
Sofern man dann möglichst exakte 90°-Winkel erreicht hat, flattert auch kein Teil des Locus Gear Hapi.