Mit dem Shinkansen von Tokyo nach Kyoto und Osaka
Nach vier Tagen moderner Großstadt sah unser Plan als nächstes das eher traditionell geprägte Zentrum Japans vor – Kyoto. Hier verbrachten wir drei Tage, bevor es für weitere zwei Tage nach Osaka ging. Natürlich wollten wir nicht irgendwie von Tokyo nach Kyoto fahren, sondern mit dem Nazomi Shinkansen. Der Nazomi Shikansen ist der Schnellste unter den Shikansen Zügen in Japan und hat auch die wenigsten Zwischenstopps auf seinem Weg.
Mit dem Shikansen nach Kyoto
Nach dem Frühstück mussten wir zunächst am Hauptbahnhof den richtigen Automaten finden, an dem man sowohl ein Ticket kaufen, als auch ein Sitzplatz reservieren kann. Es gibt nämlich auch Automaten an denen man nur ein Ticket oder auch nur eine Sitzplatzreservierung durchführen kann. Nachdem wir mit unserem Sitzplatzticket eingecheckt hatten, warteten wir im Wartebereich bis zur Abfahrt des Zuges. Eigentlich wollten wir etwas früher am Bahnsteig sein, aber wir mussten beide noch auf’s Klo und das dauerte aufgrund der dortigen Warteschlange länger als gedacht. Wir waren also erst kurz vor Abfahrt des Zuges am Bahnsteig und hatten lediglich zwei Minuten um von Wagen sechs zu Wagen 15 zu kommen – bekanntermaßen fahren japanische Züge aber auf die Sekunde pünktlich ab. An Wagen 14 angekommen stiegen wir vorsorglich ein, da inzwischen nur noch weniger als eine Minute übrig war. Wir hatten gerade die Hälfte des Wagens mit unseren schweren Koffern durchquert, da rollte der Zug auch schon an. Wie auch bei uns kann man zwar innen durch den gesamten Zug laufen, was mit den großen Koffern jedoch nicht wirklich angenehm war. Wir verstauten unsere Koffer am Ende des Wagens und ließen uns dann auf unseren Plätze nieder. Wir hatten zwei Plätze einer Dreiersitzbank reserviert, so dass wir ausreichend Platz hatten. Auch die Beinfreiheit ist sehr großzügig bemessen, was vor allem daran liegt, dass die Sitzbänke im jeweiligen Endbahnhof um 180° gedreht werden, um stets in Fahrtrichtung zu stehen und daher entsprechend viel Platz zwischen den Sitzreihen nötig ist.
Kein Glück bei den Touristenhotspots
In Kyoto angekommen irrten wir etwas im Bahnhof umher, bis wir zunächst die Touristeninfo (für Karten), einen Automaten zum Geldabheben und etwas zu Essen gefunden hatten. Mit der U-Bahn ging es anschließend in Richtung Hostel (Kyoto Morris Hostel). Auch in Kyoto kann man seinen Pasmo benutzen.
Nachdem wir unsere Sachen auf unser Zimmer gebracht hatten, erkundeten wir den nahegelegenen Imperial Garden. Der Garten an sich ist ganz nett, aber nicht übermäßig spektakulär. In den Kaiserpalast selbst sind wir nicht hineingekommen, da es schon zu spät am Abend war.
Danach ging es weiter zur Shijo Dori und dem Nishiki Market. Leider machten beziehungsweise hatten die meisten Läden schon zu und somit gab es abermals nicht viel zu sehen. Auch hier mussten wir an einem anderen Tag wieder kommen. Die Shopping Straße hingegen war noch offen und so schlenderten wir dort noch durch die Läden.
Pici versuchte ihr Glück zweimal an einen Ufo Catcher, aber außer 200¥ (1,50€) Verlust war nichts zu holen. Den Abend ließen wir anschließend bei All-You-Can-Eat-Pizza ausklingen – Pizza war akzeptabel, aber der Italiener würde sich im Grab umdrehen, da der Teig, besonders aber der Belag teilweise sehr abenteuerlich waren.
Tempel, Tempel und nochmals Tempel
Am nächsten Tag standen einige der vielen Tempel Kyotos auf dem Programm. Der erste Tempel war der Higashi Hongan-ji, der in der Nähe des Hauptbahnhofs liegt und einer der kostenlosen Tempel ist. Neben dem Innenleben des Tempels und dessen unmittelbarer Umgebung gab es noch eine Ausstellung über den Gründer des Tempels zu sehen. Sowohl Tempel als auch Ausstellung sind sehr zu empfehlen.
Danach ging es zunächst weiter zum nahegelegenen Hauptbahnhof. In schwindelerregender Höhe befindet sich dort ein SkyWalk, von dem man einen fantastischen Ausblick auf Kyoto hat. Überhaupt gibt es auf dem gesamten Bahnhofsgelände und den anschließenden Einkaufszentren viel zu sehen.
Nach einer kurzen Pause im Hostel liefen wir nachmittags zum Kenninji Tempel und anschließend zum Yasaka Shrine. Am Eingang wimmelte es nur von Touristen. Wir schauten uns die Anlage rund um den Tempel etwas an, zogen aber schnell weiter in Richtung Kōdai-ji. Von dort aus ging es durch die alten Gassen Kyotos in Richtung Kiyomizu-dera.
So verging der Tag schnell mit der Erkundung zahlreicher weiterer Tempelanlagen, wobei die Meisten recht überlaufen ware. Irgendwann tritt dann aber doch eine Tempelübersättigung ein und wir vertagten die weitere Erkundung auf die Nacht, in der wir uns auch eine etwas andere Stimmung und besonders weniger Menschen erhofften.
Deutlich mehr Glück hatten wir nach Sonnnenuntergang bei dem Fushimi Inari-Taisha, besser bekannt für seinen langen roten Torii Alleen. Hier waren wir nur einige der wenigen Besucher und konnten so etliche ruhige Minuten zwischen den vielen hundert Torbögen genießen.
Vergleichsweise früh standen wir am nächsten Morgen auf, da wir noch vor den Touristenmassen am Tenryuji Tempel und den nahegelegenen Bambuswald seien wollten, um uns in Ruhe umsehen und Fotos machen zu können. Leider hat dies nicht geklappt, denn als wir aus der Tram stiegen, sahen wir wie eine Horde Schüler in Richtung Tempelanlage unterwegs war.
Felix konnte es sich nicht nehmen lassen mit der Tram zum Tenryuji Tempel zu fahren. Hierfür fuhren wir mit der U-Bahn zur Uzumasa-Tenjingawa Station und stiegen dort in die Tram ein. Die Fahrt, die egal wie weit immer 220Yen kostet, ist auf jeden Fall ein Erlebnis wert und ist wahrscheinlich auch noch günstiger als mit dem Zug hinaus zu fahren.
Am Tempel angekommen mussten wir feststellen, dass die Geld von uns für die Besichtigung haben wollten. Die Recherche im Internet und kurzer Beratschalung ergab, wir waren nicht bereit den Eintritt für den Tempel und Garden zu zahlen. Zum Einem ergab die Recherche, dass es nichts anderes als bei anderen Tempeln zu sehen gibt und zum Anderen war da noch diese große Masse an Schülern. Wir zogen lieber weiter in den danebenliegenden Bambuswald. Aber auch hier war uns zu viel los, um in Ruhe durch den Wald zu spazieren und Fotos ohne Leute zu machen.
Also blieb uns in der dortigen Umgebung nur noch dieTogetsu-kyo Brücke, die Brücke zum Mond. Leider hattan wir schlechtes Wetter und der Herbst hatte noch nicht eingesetzt, weshalb unsere „Aussicht“ von der Brücke auf die umliegenden Berge eher Trist war.
Mit der Randen Tram fuhren wir in Richtung Ryoan-ji Tempel bis zur Gleichnamigen Haltestelle und liefen der Rest bis zum Tempel zu Fuß. Unterwegs besorgten wir uns eine Kleinigkeit zum Essen in einem Supermarkt, das wir dann auf einer Bank vor dem Tempel essen wollten. Kaum hatten wir unsere Banane geschält wurden wir auch schon wieder von unserem Platz verscheucht. Offentlich wurde das nicht so gerne gesehen. Die Erkundung ergab, es gab sonst nirgends weiter Sitzplätze und für den Tempel hätte man mal wieder zahlen müssen. Sicher wäre das Tempelgelände von Innen zu sehen ganz nett gewesen, aber so wirklich Lust hatten wir nicht und so zogen wir weiter.
Unser nächster Stopp sollte der Kinkaku-ji Tempel, der goldene Tempel,sein. Als wir am goldenen Pavillon angekamen standen bereits viele Leute auf dem extra angerichteten Platz, um ein Foto von sich mit dem goldenen Tempel zu machen. Für wenigere Menschen und etwas Ruhe hätten wir wohl sehr früh am Morgen dort sein müssen. Auch hier muss man für den Eintritt bezahlen, aber es lohnt sich auf jeden Fall, denn das ist verdammt noch mal ein vergoldeter Tempel.
Auf dem Weg zurück zur Bahn machten wir noch einen kurzen Abstecher zum Kitano Tenman-gū, an dem viele Schüler für den Erfolg bei den Prüfungen beten.
Nachts mit dem Fahrrad durch Kyoto
Kurz nach Sonnenuntergang war es dann soweit: Wir liehen uns zwei Räder von unserem Hostel und machten die nächtlichen Straßen bzw Radwege unsicher. Drei Dinge standen dabei auf dem Programm: Yasaka Shrine, Kiyomizu-dera und Suiro kaku. Leider mussten wir feststellen, dass Tempel beziehungsweise Tempelanlagen durchaus Öffnungszeiten haben können, so dass wir die Besichtigung des Kiyomizu-dera abermals auf den nächsten Tag verschieben mussten.
Auf dem Weg durch das nächtliche Kyoto hatten wir außerdem noch das Glück die eine oder andere stille Stelle zu entdecken. Besonders in Erinnerung geblieben sind die vielen Katzen, die bei einem Stop in einem Park plötzlich aus dem Gebüsch zum Streicheln kamen.
So viele Züge
Den gesamten Vormittag des nächsten Tages verbrachten wir im Kyoto Railway Museum. Nach unserem Besuch dort haben wir dann einen weiteren Versuch unternommen den Kiyomizu-dera Tempel anzuschauen. Im Gegensatz zum Versuch des Vortages waren wir diesmal etwa zwei Stunden vor Schließung des Tempels dort, so dass ausreichend Zeit für einen Besuch war. Leider war die Anzahl Touristen auch hier wieder exorbitant und das trotz der fortgeschrittenen Stunde. Zusätzlich wurde der große Haupttempel gerade renoviert, so dass der Ausblick auf Kyoto etwas getrübt wurde. Wie auch bei den anderen überlaufenen Tempeln muss man leider sagen, dass viel Flair verloren geht – wer Ruhe und Entschleunigung sucht muss zu kleinen Tempeln.
Mit der „S-Bahn“ nach Osaka
Die Entfernung zwischen Kyoto und Osaka ist so gering, dass die beiden Städte mehr und mehr zu einem riesigen Siedlungsbrei verschmelzen. Entsprechend ist es auch nicht verwunderlich, dass man problemlos mit einem Vorortzug von Kyoto nach Osaka fahren kann – und genau das haben wir getan. Da der Vorortexpress, den wir eigentlich nehmen wollten aber gnadenlos überfüllt war, entschieden wir uns spontan doch dafür den am Nachbargleis stehenden Bummelzug zu nehmen. Dieser war am Ende zwar fast doppelt so lange unterwegs, mit insgesamt etwa einer Stunde aber immernoch recht zügig am Ziel. Wie immer bestand unsere erste Aktion darin, unsere Koffer in unser Hostel (Home Hostel) zu bringen, um uns freier bewegen zu können. Diesmal lag unser Hostel sehr zentral, unmittelbar neben dem Osaka Tower.
Den Rest des Tages verbrachten wir abermals mit Sightseeing – diesmal wieder in einer weniger traditionell geprägten Stadt. Zentraler Teil unseres umfangreichen Ausflugs war der Running Man, eine Art Platz mit endlos vielen Leuchtreklamen, dominiert von einem laufenden und namensgebenden Mann. Dort konnten wir auch einen sehr schönen Sonnenuntergang erleben.
Osaka
Am nächsten Tag (dem letzten Sightseeing-Tag) forderten die vielen Kilometer der Tage zuvor langsam aber sicher ihren Tribut. Die Lust stundenlang zu Fuß durch Städte zu laufen war größtenteils dahin, dennoch wollten wir noch das Osaka Castle anschauen. Dies taten wir auch, waren danach aber – auch aufgrund der hohen Temperaturen – zu keiner weiteren Großtat mehr bereit. Stattdessen entschieden wir uns eine weitere japanische Besonderheit zu besuchen: ein Katzencafé. In einem solchen Café bezahlt man nicht pro Getränk, diese sind inklusive, sondern für jede Minute, die man sich im Café aufhält. Das Katzencafé hatte einige sehr schöne Katzen – besonders Bengalen und Abessiner – insgesamt waren die Katzen aber aufgrund fehlender Rückzugsmöglichkeiten und „Dauerbespielung“ weder verschmust, noch verspielt, noch neugierig. Insgesamt also sehr schöne Katzen aber wenig davon zu haben.
Den späten Nachmittag und Abend verbrachten wir hauptsächlich in den großen Elektronikgeschäften und Einkaufcentern. Zwar schauten wir uns nur viel an, kauften aber dann doch nichts. Erst spät abends schlugen wir erneut den Rückweg ein, auf dem uns aber mehr und mehr der Hunger übermannte. Getrieben vom unbändigen Verlangen nach Kartoffelprodukten landeten wir unmittelbar neben unserem Hostel in einem XXL-Restaurant, wo wir zu zweit eine Riesenportion Pommes verdrückten, wofür wir respektvoll begutachtet wurden.
Mit dem Shikansen zurück nach Tokyo
Die Rückfahrt mit dem Shinkansen, direkt von Osaka, war wie immer sehr ruhig, entspannend und natürlich absolut pünktlich. Zurück in Tokyo haben wir uns dann Richtung Narita aufgemacht, um dort das von uns gemietete Auto abzuholen. Mit diesem letzten Schritt war der Städteteil unseres Urlaubs dann zu Ende und es ging weiter in den südlichen Teil der japanischen Alpen.
Die Hostels
Sowohl das Kyoto Morris Hostel, als auch das Home Hostel Osaka waren zwei wirklich sehr schöne Übernachtungsmöglichkeiten. Beide Hostels sind sehr neu und entsprechend modern eingerichtet, sauber und vor allem zentral gelegen. Im Kyoto Morris Hostel gibt es außerdem für wenig Geld gutes Frühstück und kostenlose Leihräder, die in Kyoto tatsächlich sehr nützlich sind. Die Zimmer in beiden Hostels waren ausreichend groß – man ist ja auch nicht so viel dort.