Rückkehr in eine andere Welt
Leider waren unsere Skiurlaube der letzten Jahre vor allem durch grüne Wiesen geprägt. Das trübt nicht nur den Fahrspaß, sondern sieht außerdem depremierend aus – von einer weißen Winterlandschaft konnte man wirklich nicht sprechen. Als wir außerdem im Frühjahr 2018 vom besten Schnee der Welt, dem sagenhaften Japow, erfuhren, beschlossen wir unbedingt dorthin zu müssen. Etwas Planung und Recherche später hatten wir für Januar 2019 unseren dreiwöchigen Winterurlaub in Japan gebucht, aber nicht ohne etwas Sightseeing in Tokyo zu berücksichtigen.
Der Hinflug in den fernen Osten
Die Lufthansa fliegt täglich nonstop von München nach Tokyo Haneda. Dieser Umstand hat mehrere Vorteile: zum einen ist der Flug mit etwa 11½ Stunden vergleichsweise kurz, zum anderen transportiert die Lufthansa Skigepäck kostenlos (außer nach Kanada) und auch Lawinenrucksäcke sind kein Problem. Letztere Info und die Aussage dass wir tatsächlich unser beider Skigepäck in einen einzigen Skisack packen können, ohne Probleme zu bekommen, ist das Ergebnis eines anderthalbstündigen Telefonats mit der sehr netten und hilfsbereiten Lufthansa-Hotline. Die Hotline reserviert dann auch das Sperrgepäck und trägt die Lawinenrucksäcke ein.
Da es sich bei den Lufthansa-Flügen 714 und 715 um einen Codesharing-Flug mit ANA handelt, kann man hier außerdem ausnahmsweise pro Person zwei 23kg-Koffer plus 8kg Handgepäck mitnehmen. Wir entschieden uns dafür dieses Limit nicht auszuschöpfen. Wir packten lediglich einen großen 23kg schweren Koffer, einen kleinen 15kg schweren Koffer, der gerade so im nagelneuen Skisack verstaut werden kann und je ein Handgepäck sowie natürlich die bereits erwähnte 2m lange Skitasche, in der sich die Ski, die Skischuhe, die Helme und die Skibrillen befanden.
Kurz nach halb elf Ortszeit befanden wir uns dann dank Rückenwind nach nur zehn Stunden Flug im Landeanflug auf Tokyo Haneda Airport. Nach der Landung durften wir dann allerdings recht lang auf unser Gepäck warten (der Ausgabeschalter für Sperrgepäck ist mit Blickrichtung Zoll in der Gepäckhalle gaaaanz recht). Wir verpackten den kleinen Koffer und das Handgepäck planmäßig im Skisack, der nun gute 50kg gewogen hat und mussten uns dann mit diesem Monster durch das lokale Nahverkehrsnetz bewegen. Glücklicherweise war die Rushhour schon vorbei und so kamen wir ganz gut zu unserem „Super Hotel“ in Akihabara durch. Dort konnten wir schon mal einchecken und unser Gepäck abgeben, das dann auch auf unser Zimmer gebracht wurde – der arme Japaner, der den Skisack durch die Gegend wuchten musste. Wir hingegen begaben uns erstmal auf Sightseeingtour.
Und wieder Sightseeing in Tokyo – Tag 1
Da wir schon einmal in Tokyo waren (→ Beitrag) und somit schon viel gesehen hatten, war es etwas schwerer als beim ersten Mal neue Ziele zu finden. Aber Tokyo ist groß und so starteten wir frohen Mutes.
Vom Hotel aus ging es erstmal ziellos in Richtung Ueno Park. Dabei stießen wir auf die Ameyoko Street, eine neben der Ringbahn verlaufende Einkaufsstraße, die Sonntagnachmittag sehr gut besucht war. Nach diesen ersten Eindrücken standen wir recht unvermittelt am Ueno Park. Wir beschlossen eine kleine Mittagspause im Park zu machen und das bunte Treiben zu genießen.
Anschließend machten wir uns auf die Suche nach Yanaka Ginza. Hier soll es an einer langen Treppe viele Katzen geben, die allerdings wohl keine Lust hatten sich im Winter dort herumzutreiben. Stattdessen stießen wir einmal mehr auf lauter kleine alte Läden. Unser Rückweg führte uns bei einbrechender Dunkelheit über ein weitläufiges Friedhofsareal zurück ins Hotel, wo wir spät abends ankamen.
Nach dem Abendessen machten wir noch einen kleinen Abstecher ins nahegelegene Akiharabra.
Sightseeingmarathon Tag 2
Am nächsten Morgen war dann auch schon um 8:00 Schluss mit schlafen, da es nur bis 9:00 Frühstück gab. 9:00 Ende bedeutet in Japan auch 9:00 Uhr Ende und keine Minute länger. Auf die Sekunde wird damit begonnen das Buffet abzuräumen, die Tische zu säubern und alles zu verräumen.
Unser heutiger Weg führte zuerst nach Nihobashi, wo wir uns das japanische Währungsbankgebäude anschauen wollten. Auf dem Weg fanden wir noch einige der alten über den Nihonbashi River führenden Brücken, die ihrerseits wieder mit Brücken überbrückt werden.
Von dort aus liefen wir zur Amazake Yokocho Shopping Street, in dem sich ganz viele Geschäfte im Erdgeschoss befinden. Danach liefen wir weiter in Richtung Asukasa und in Richtung Tokyo Skytree. Unterwegs fiel uns dann aber auf, wie weit das eigentlich noch war und so beschlossen wir kurzerhand doch die Metro zum Tokyo Skytree zu nehmen. Im Tokyo Skytree selber waren wir zwar nicht, aber dafür hielten wir uns lang genug im da neben befinden Shopping Center auf um diverse Anhänger und kleine Geschenke zu kaufen.
Nächster Stop war Shimbashi und das Caretta Shiodome, vom dem man einen schönen Ausblick aus dem 46ten Stock hat. Bis wir das Gebäude mit der Aussichtsmöglichkeit allerdings fanden verging viel Zeit – wir hatten ein anderes sehr hohes Haus für unser Ziel gehalten und waren in die falsche Richtung abgebogen, was uns aber auch einige schöne Bilder in den Häuserschluchten ermöglichte.
Mit Einbruch der Dunkelheit ging es weiter nach Shibuya und zur Shibuya Crossing, um hier noch einmal abends einige Eindrücke zu sammeln. Viel schauten wir uns allerdings nicht an, da wir zum einen schon einmal hier waren und uns zum anderen langsam Lust und Kraft verließen. So beendeten wir das Sightseeing für heute („Ich bin sooo müde und muss pinkeln!“) und kehrten zum Hotel zurück, wo wir uns im Onsen erholten.
Letzter ganzer Tag in Tokyo
Am dritten Tag ging es nach dem Frühstück noch einmal nach Shimbashi, genauer zur Old Shimbashi Station. Diese hatte allerdings geschlossen, so dass wir die alte Bahnstation nur von Außen besichtigen konnten. Unser nächstes Ziel war die Freiheitsstatue von Tokyo. Mit der fahrerlosen Yurikamome Line ging es über die Rainbow Bridge nach Odaiba, einer künstlichen Insel in der Bucht von Tokyo. Hier steht eine Miniaturversion der amerikanischen Freiheitsstatue, direkt vor der Imposanten Skyline von Tokyo.
Felix wollte es sich im Anschluss nicht nehmen lassen zu Fuß über die Rainbow Bridge zurück zu gehen und so nahmen wir den 2km langen Fußweg über die Brücke in Angriff. Der Weg, der zu beiden Seiten der Brücke führt, bietet einen tollen Ausblick auf die Gebäude der Stadt und die ehemaligen Hafengebiete und endet im Westpfeiler, kurz vor dem großen Auffahrkreis.
Zurück am Boden ging es mit der Bahn weiter zur Tsukishima Street, die uns als kleine Einkaufsstraße fernab des Tourismus empfohlen wurde. Allerdings gab es hier nicht mehr viel zu sehen. Die meisten Läden waren geschlossen und sahen so aus, als würden auch diese demnächst allesamt dem Bauboom zum Opfer fallen.
Einige Fotos später beschlossen wir dann von der nächsten Metrostation zum Tokyo Tower zu fahren. Diesen hatten wir bisher immer nur vom Weitem gesehen – jetzt wollten wir ihn aus der Nähe sehen. Der Tokyo Tower ist eine Nachbildung des Eiffelturms, jedoch etwa fünf Meter größer als das Original und steht mitten in Tokyo auf einem kleinen Hügel. Nach Besichtigung des Tokyo Towers beschlossen wir eine Rundfahrt mit der letzten Tram Tokyos zu machen und begaben uns hierfür nach Minowabashi. Von hier fährt die Tram in gemütlichem Tempo und sehr billig anderthalb Stunden quer durch die Stadt nach Ikebukuro. Unsere Anwesenheit dort nutzten wir dann auch gleich für die letzte Aktion des Tages: einem Bummel durch das Seibu Center.
Von Tokyo nach Hakuba mit dem Bus
Der Tokyo-Teil der Reise war somit beendet und es konnte endlich los gehen nach Hakuba zum Skifahren. Den Bus von Tokyo nach Hakuba kann man bequem im Internet buchen und reservieren. Die einfache Fahrt kostete uns etwa 35€.
10:25 ging unser Bus pünktlich vom Shinjuku Expressway Bus Terminal. Vorher mussten wir allerdings zur Rushhour mit unserem Gepäck quer durch Tokyo und das lief widererwarten eigentlich ganz gut. Die Bahnen waren tatsächlich leerer als in München. Mit dem Bus ging es im Anschluss quer durchs Land in die japanischen Alpen, die wir schon im Sommer gesehen haben (→ Beitrag). Bis kurz vor dem Ziel ließ sich allerdings kein Schnee blicken. Das trübte natürlich etwas die Stimmung, schließlich waren wir extra 10.000km geflogen. Doch kurz vor dem Ziel wurde das Land plötzlich weiß, aber dennoch weniger als erwartet.
Das Abholen vom Happo One Bus Terminal (wo unser Bus endete) erwies sich als relativ einfach und so standen wir nach dem Sightseeing in Tokyo kurze Zeit später in unserem Hostel namens Snowbeds B&B.