Herstellungsprozess eines selbstgemachten Duoquilt
Nachdem wir beide mit dem Gewicht unserer Schlafsäcke nicht zufrieden waren, aber auch nicht jeder schon wieder einen neuen kaufen wollte, beschlossen wir schlussendlich uns selbst einen Quilt zu nähen. Aber nicht irgendein Quilt, sondern einen Duoquilt, also einen Quilt in dem zwei Personen (bequem) liegen können.
Das Prinzip
Ein Quilt ist streng genommen nur eine Decke mit Fußbox beziehungsweise ein Schlafsack ohne Rückenteil. Da man normalerweise auf der Daune liegt und sie somit zusammendrückt, hat diese keine Isolationswirkung mehr, lediglich die Isomatte isoliert dann noch. Somit kann man sich dieses Gewicht sparen, indem man diesen Teil ausspart. Zudem benötigt man weniger Daune, wenn man mit seinem Partner zusammen in einen Quilt liegt, da man sich gegenseitig wärmt. Außerdem hat man eine „Außenwand“ weniger.
Die Herstellung
Im Internet durchsuchten wir verschiedene Foren und Blogs und lasen alle passenden Beiträge, die wir zum Duo-Quilt und Quilt nähen finden konnten. Da wir jedoch keine Schnittmuster fanden, entwarfen wir selbst ein passendes mit Hilfe unserer guten Ikea-Bettbezüge (die passenderweise 240X220 cm groß sind) und einigen Sicherheitsnadeln.
Das Schnittmuster
Der Schnitt lehnt sich an die Form eines Trapezes an. An der oberen Kante 230cm und an der untere Kante 110cm groß. Hinsichtlich der Kammerhöhe haben wir uns auf Basis des Enlightened Equipment Accomplice für 9cm entschieden. Die Maße der Zeichnung sind dabei immer ohne Aufmaß zum (Um-)Nähen (~2cm) angegeben.
Für unseren Quilt verwendeten wir 800g der 860cuin Daune, Ripdtop-Nylon in 10den und Moskitonetz 155 Maschen/cm². Der daraus entstandene Quilt wiegt exakt 1200g und ist auch bei -13°C noch mollig warm (getestet auf unserem Balkon mit Thermometer).
Nachdem der Stoff und die Daune bestellt und geliefert waren, konnte mit dem Anzeichnen begonnen werden. Da der gesamte Schlafsack nicht aus einem Stück Stoff heraus geschnitten werden konnte, teilten wir ihn in eine obere Hälfte und eine untere Hälfte, die wir dann anschließend zusammennähten. Zudem besteht der Quilt aus einer oberen7äußeren Lage Stoff (schwarz) und einer unteren/inneren Lage Stoff (gelb), die sich im Schnitt nur minimal wegen der Fußbox unterscheiden (innen 9cm kürzer als außen). Zum Anzeichen hängten wir den Stoff gespannt an eine freie Wand, da wir kein Platz auf dem Boden unserer Wohnung hatten und keine Lust hatten am Boden herumzukriechen.
Nach einigen Versuchen haben wir herausgefunden, dass es sich mit einem weichem Bleistift (>4B) super auf dem Stoff zeichnen lässt. Beim Moskitonetz war das Anzeichnen aufgrund der Löcher schon schwieriger. Gelöst wurde das Problem, indem das Moskitonetz festgeklebt und dann mit einer 12cm breiten Pappschablone und einem weichen weißen Buntstift angezeichnet wurde. Die Schablone war 12cm breit, obwohl die Kammer nur 9cm hoch sind, da man noch etwas Überstand zum Annähen braucht, in diesem Fall je Seite 1,5cm. Jetzt im Nachhinein würde ich sagen, dass 0,75cm Nahtzugabe reichen, da dies normalerweise die Breite des Nähfußes ist. Durch geschicktes Anordnen der Streifen und passendem Herausschneiden blieb am Ende tatsächlich kaum Moskitonetz übrig.
Das Nähen
Nachdem aus den Stoffen die richtige Form heraus geschnitten war, hatten wir nun zwei Teile für die untere Stofflage (gelb) und zwei Teile für die obere Stofflage (schwarz), sowie die Moskitonetze in den passenden Längen. Sowohl bei dem schwarzen Stoff als auch bei dem gelben Stoff ließen wir außen herum noch 2 cm extra zum Umnähen.
Als Erstens wurde der Stoff an allen Außenseiten einmal umgenäht. Das Umnähen bewirkt, dass der Stoff nicht so ausfranst und die Ränder des Quilts am Ende gut aussehen – hoffentlich.
Bevor jedoch die beiden Hälften der gelben Stofflage zusammengenäht wurden, nähte Pici zunächst die passenden Moskitonetze an. Der Sinn dahinter war, dass Frau nicht so viel Stoff an der Nähmaschine herumhängen hat. Erst als alle Moskitonetze an dem gelben Stoff angebracht waren, nähte Pici die beiden Hälften zusammen. Der schwarze Stoff hingegen wurde zusammengenäht, bevor die Moskitonetze angenäht wurden, da der schwarze Stoff nach und nach mit den Moskitonetzen verbunden wurde und man ansonsten nicht mehr an die Stelle zum Zusammennähen hin kommen würde.
Im letzten Schritt vor dem Füllen wurde der Quilt auf zwei Seiten zugenäht, einmal auf einer langen Seite und einmal oben – sonst fallen die Daunen ja gleich wieder raus. Da unten die Fußbox entstehen sollte, wurde dort der gelbe und der schwarze Stoff noch nicht zusammengenäht. Während dem Zusammennähen wurden außerdem gleich die Klipper zum Schließen des Schlafsacks eingenäht.
Nach dem Füllen, das später noch genauer erklärt wird, wurden die Kammern geschlossen, indem eine letzte lange Naht gezogen wurde. Nun stand nur noch die letzte Kammer an, die unsere Fußbox werden sollte (mitlerweile war es schon weit nach Mitternacht am Tag vor unserem Abflug nach Japan und bis dahin musste er fertig werden). Für die Fußbox schlug ich zuerst die beiden Kanten des Innenstoffs (gelb) in die Mitte und nähte einmal quer am Ende darüber. Damit war die Fußbox nach Innen dicht. Danach machte ich das gleiche mit dem Außenstoff (schwarz). Da der schwarze Stoff etwas länger als der gelbe Stoff war, entstand so eine weitere Kammer, die nur noch befüllt werden musste.Nachdem der letzte Rest Daune im Schlafsack verschwunden war, wurde auch das letzte Stück zusammengenäht, wobei darauf geachtet werden musste, dass gelber und schwarzer Stoff fest miteinander verbunden sind, damit keine Daune aus der letzten Kammer austreten kann.
Das Zusammennähen der gesamten Fußbox machte ich mir einfach, indem ich einfach die zwei langen Seiten aufeinander legte und drüber nähte. Wahrscheinlich wäre es auch möglich gewesen, den Stoß nach innen zu nähen, aber den Nerv hatte ich nachts um drei nicht mehr. Am Ende des Stoßes habe ich am nächsten Tag noch ein Dreieck eingenäht, damit auf der Naht nicht so viel Spannung liegt. Und fertig ist der DIY Quilt.
Die Zuziehbänder bestehen aus Plasikklipps, einem Weitenversteller und normalem Baumwollband, welches am Ende noch ein paar Mal umgeschlagen und dann zusammengenäht wurde, damit nichts verloren geht. Zudem nähte ich noch Clips auf zirka der Häfte zwischen Oberkante und Fußbox an, um den Quilt an dem Gummiband, welches unseren beiden Isomatten zusammenhält, festmachen zu können.
Das Füllen
Das Füllen ist ein Akt für sich. Es gibt verschiedene Methoden, von denen wir auch viele durchprobiert haben, bis wir die für uns am Besten erscheinende gefunden haben. Zuerst probierten wir es, indem wir die Daune auf einer Schüssel abwogen und dann versuchten mit der Hand in die Kammern zu füllen. Sehr erfolgreich war diese Methode aber nicht. Meistens blieb die Hälfte der Daune an der Hand kleben und man verteilte viel Daune sowohl beim Hineinstecken als auch beim Herausziehen der Hand im Zimmer. Als Nächstes versuchten wir es, indem wir die Daune in einem Art Trichterbeutel abwogen, den abgewogenen Trichter so weit wie möglich in die Kammer steckten und schüttelten. Jedoch passierte beim Schüttel einfach nichts. Also musste man wieder die Daune mit der Hand aus dem Beutel ziehen. Hier verliert man Daune, da diese im Beutel einfach hängen bleibt und man nicht alles herausbekommt.Die letzten Variante, die wir dann bis zum Schluss durchgezogen haben, war die Staubsaugermethode. Zuerst wird das Staubsaugerrohr mittels einer Strumpfhose oben „verschlossen“. Anschließend wiegt man die für die Kammer vorgesehene Menge Daune in einer großen Schüssel ab. Ist dies geschehen, versucht man möglichst viel Daune einzusaugen, macht den Staubsauger dann aus und steckt das Rohr zu Hälfte in die passende Kammer des Schlafsacks. Jetzt wäre es schön wenn der Staubsauger nicht nur saugen, sondern auch blasen könnte. Kann er aber nicht und so zogen wir den Schlauch ab und Felix pustete mit aller Kraft die Daune in die Kammer. Und dann begann das ganze Spiel wieder von vorne, bis in der Kammer die gewünschte Menge an Daune war. Pro Kammer mussten wir zwischen 4 bis 9 Ladungen machen, da nur etwa 6g in das Staubsaugerrohr passten. War eine Kammer fertig gefüllt, dann verschlossen wir diese bis zum Nähen mit Plastikclips, die man normalerweise in der Küche verwendet, um offene Packungen zu verschließen. Auch wenn es mit unseren genutzten Methode auch nicht sehr schnell vorwärts ging, verloren wir jedoch bei dieser Variante kaum Daune bzw. konnten die Daune mit dem Staubsauger auch gut wieder einfangen. Das änderte aber nichts daran, dass wir noch Wochen später Daune in den Ecken des Wohnzimmers fanden.
Die für jede Kammer benötigte Daune ermittelten wird, indem wir das Volumen jeder Kammer grob berechneten (Excel) und dann durch das theoretische Daunenvolumen teilten (wieder Excel). Die übrige Menge Daune wurde dann als Overfill auf die Kammern verteilt.
Fazit: Duoquilt im Praxistest
Die Nacht vor dem Abflug und den Tag des Abfluges noch einmal durchzuarbeiten hat sich gelohnt, denn so konnten wir unseren neuen Schlafsack gleich in unserem Japan Urlaub ausgiebig testen.
Die Bearbeitung des daunendichten Stoffs ging ohne Probleme. Mit einer scharfen Schere lässt sich dieser leicht schneiden und auch mit einer Standard Nähmaschine ohne spezielle Nadel hatte ich keine Probleme den Stoff umzunähen und zu vernähen. Auch wenn man keine großen Nähskills hat, also so wie ich noch Anfänger ist, braucht man ein solches Projekt nicht zu scheuen. Leicht schiefe Nähte sieht man bei der Größe kaum und wenn man zuvor zumindest schon mal eine Kleinigkeit genäht hat und mit der Maschine umgehen kann, sollte man keine Probleme haben. Mein einziges Problem war, dass mir das Garn zweimal ausgegangen ist und ich loslaufen musste, um neues zu besorgen. Man kann schon damit rechnen 200m Garn zu vernähen. Im Großen und Ganzen würde es als sehr gelungenes Projekt betrachten, auch wenn es an der einen oder anderen Stelle noch Verbsserungsmöglichkeiten gibt. Auf jeden Fall will ich noch einen Quilt für wärme Nächte ins Auge fassen, da man bei diesem hier auch bei -5°C noch schwitzt (liegt aber vielleicht auch daran, dass Felix so eine Heizung ist).
Nach einigen Nächten mit unserm Duoquilt hat sich an folgendne Stellen Verbesserungspotential für unseren nächsten Quilt ergeben:
- Der Steg zwischen unseren beiden Köpfen ist zu lang und könnte ~40cm kürzer sein.
- Der Quilt läuft zu stark zu und spannt deshalb hin und wieder an der Hüfte.
- Der Quilt ist ~30cm zu lang, da Felix problemlos mit seinen zwei Metern komplett hineinpasst.