Japan – Wandern in den Südalpen

Traumhafte Wanderung auf den Kitadake mit Blick auf den Fuji

Nach zehn Tagen Stadtbesichtigung (TokioKyoto und Osaka) mit entsprechend vielen Kilometern in der Ebene (>220km) war es schließlich an der Zeit wieder etwas Natur zu sehen und zu erleben. Unser erstes Ziel sollte dabei der zweithöchste Berg Japans, der Kitadake, sein.

Vorbereitung

Noch zu Hause hatten wir uns viele sehenswerte Berge herausgesucht und auf digitalen Karten markiert, allerdings konnten wir nirgends eine ausreichende Beschreibung der Startpunkte für die entsprechenden Bergtouren finden. Also setzten wir unsere Hoffnung auf einen japanischen Buchladen und die darin erhältlichen Karten. Unsere Hoffnung wurde jäh enttäuscht, als uns im japanischen Buchladen klar wurde, dass wir unter hunderten Karten bestimmt nicht die eine Wanderkarte finden würden, die wir benötigen, was im Wesentlichen an der japanischen Schrift beziehungsweise unserer Unfähigkeit diese zu lesen lag. Wir beschlossen also uns ganz auf unsere Navigationsfähigkeiten zu verlassen und die ganze Unternehmung ohne japanischer Karte in Angriff zu nehmen.

Suche des Startpunkts

Erster Schritt in Richtung Ziel war das immernoch ungelöste Finden des korrekten Startpunktes. Wir fuhren also zunächst die Straße Nummer 37 in Richtung Shirane-sanzan Berge entlang, immer dem Fluss folgend bis Narada. Dort fanden wir erste Hinweise auf Wandertätigkeiten, hauptsächlich in Form von Wanderern (große Rucksäcke) auf Wanderparkplätzen. Leider blieb der Start des Weges weiterhin im Dunkeln. Uns war klar, wie er oben auf dem Grat verlief, welche Berge er überschritt und wo er am anderen Ende des Tals wieder herunter kam, aber wo der Anfang war blieb Spekulation. Um Spekulation in Wissen umzuwandeln klapperten wir nach und nach die offensichtlich möglichen Startpunkte ab, dazu gehörte unter anderem die große Hängebrücke über den Stausee von Narada. Da wir allerdings bei unsren Bemühungen keine Erfolg hatten, beschlossen wir gegen Mittag eben zum anderen Ende des Tals zu fahren und keine große Überschreitung, sondern eben nur eine Tagestour zu machen. Allerdings gab es abermals ein Problem: Kurz hinter Narada ist direkt an Eingang eines Tunnels der Beginn des Nationalparks und dorthin dürfen Privat-PKW nicht fahren, sondern nur – so erfuhren wir mittels komplexer Zeichensprache vom dortigen Aufpasser – nur ein Bus, den wir durch Zufall sogar am Morgen gesehen hatten. Auch ein Polizist, von dem wir uns etwas umfassendere Englischkenntnisse erwartet hatten, konnte uns aufgrund massiver Verständigungsprobleme nicht weiterhelfen. Immerhin hatten wir nach einer Viertel Stunde den Beginn des Weges ausgemacht: Genau am Tunneleingang, neben dem Wachmann. Wir fuhren also zurück zum vorher erwähnten Wanderparkplatz und beratschlagten uns. Wollten wir die Runde noch an diesem Tag angehen? Immerhin war es schon halb 12. Hatten wir genug Essen für zwei bis drei Tage im Gebirge? Meine Skepsis wurde jedoch durch Picis unerwartete Entschlossenheit übertrumpft.

Das Packen

Zunächst suchten wir alle unsere Wandersachen, Essen und Übernachtungszeug zusammen und bildeten einen riesen Stapel. Das alles sollte ich einen 20l und in einen 24l Rucksack passen? Nach etlichen Hinein- und wieder Hinausgeräume hatten wir fast alles untergebracht. Nur der Schlafsack, der allein schon 20l hat, brachten wir „erstaunlicherweise“ nicht mehr im Rucksack unter und so wurde er in seinem Transportsack einfach hinten auf Felix‘ Rucksack geschnallt. Das sah zwar etwas lustig und gewöhnungsbedürftig aus, aber war dafür sehr funktional.

Zu Essen packten wir ein: 1kg Nudeln, ein Glas Soße, ein Baguette, ein Camembert und etwas Müsli. Mehr hatten wir nicht dabei und zum Einkaufen noch einmal aus dem Tal heraus und wieder hinein zu fahren, dafür war es einfach zu weit. Wir waren uns einig, dass diese Menge für 2 Tage schon ausreichend würde. Kurz bevor wir starten, gab es noch etwas Toast zum Mittagessen.

Das Wandern

Frohen Mutes starteten wir um 12:30 unsere erste Bergtour – noch immer ohne zu wissen wo genau der Weg lief (einzige Orientierung war MapsWithMe). Zu Fuß ging es zurück zum Tunnel und dann sofort links den Forstweg entlang. Nach kurzer Zeit erreichten wir eine Art Trailhead, jedenfalls war dort tatsächlich eine Karte inklusive unserem gewünschten Weg angebracht. Jetzt konnte uns nichts mehr aufhalten. Zügig folgten wir der Forststraße, die nach einigen Hangverbauungen in eine schmalen Pfad übergeht immer weiter nach oben.

Nach etwa anderthalb Stunden dann die erste große Überraschung: eine Gruppe wilder Affen – leider zu weit weg für Fotos. Bis auf eine einzelne Steilstufe war der Weg sogar relativ flach, so dass wir schon um 15 Uhr, nach 1000 Höhenmetern, an der ersten Hütte, der Daimonzawa Goya (1800m) standen. Da wir nicht wussten, wann sich die nächste Übernachtungsmöglichkeit bieten würde, beschlossen wir den ersten Tag hier zu beenden. Die 500¥ pro Person zu Zahlen war es auf jeden Fall wert, da wir vom Zelt aus einen fantastischen Blick auf den Mt Fuji hatten.

Die nach dem Lagerbau verbleibenden zwei Stunden Tageslicht waren schnell vorbei uns so konnte sich unser neuer „Schlafsack“ das erste Mal in freier Wildbahn beweisen.

Der nächste Tag begann früh um 04:15 – allerdings nicht freiwillig. Die drei um uns campierenden Japanergruppen taten tatsächlich das, was wir vorher im Internet gelesen hatten: Sie standen in stockfinsterer Nacht auf, packten ihre Sachen, dehnten sich und stapften los. Letzteres kurz nachdem wir aufgestanden waren. Dennoch holten wir auch die schnellste Gruppe eine gute Stunde später weit unter dem 2900m hohen Grat ein, den wir nach drei Stunden immer steil bergauf um 9 Uhr bei starkem Wind erreichten.

Gut eingepackt war der Rest des Tages ein stetes auf und ab, immer dem Grat folgend Richtung unserem Endziel, dem Mt. Kita (3193m). Unterwegs wurden der Mt. Nōtori (3026m), Nishinotoridake (3051m), Mt. Aino (3189m) und Nakashiranesan (3055m) abgearbeitet.

Durchaus erschöpft, aber überglücklich, erreichten wir unser vorläufiges Tagesziel den Kitadake um 15 Uhr. Wir hatten Glück, dass das Wetter besser wurde und der Himmel aufzog. So hatten wir vom Kitadake einen fantastischen Ausblick auf den Mt Fuji und die Umgebung.

Da es noch einige Stunden bis zum Sonnenuntergang waren, entschieden wir uns daher noch zu der Hütte Shirane On-ike Goya abzusteigen, wo wir nach einen sehr steilen Stück bergab und schmerzende Oberschenkel um 16:30 ankamen. Bis wir unser Lager am schon relativ vollen Zeltplatz aufgebaut und gekocht hatten, war es dunkel und so fielen wir in einen warmen Schlaf, trotz der deutlichen Minusgrade, die man am nächsten Tag anhand von Reif und Eis feststellen konnte.

Der dritte Tag begann abermals früh, war aber auch ebenso früh wieder zu Ende, als wir bereits um viertel vor acht am Norogawahirogawara Information Center in Hirogawara ankamen und auch gleich den ersten Bus zurück nach Narada erwischten.

Weiter ging es auf unserer Reise in Richtung der nördlichen Alpen, da für die nächsten Tage Regen angesagt war und wir die Zeit nutzen wollten um die etlichen Kilometer Fahrstrecke hinter uns zu bringen.

Fazit zur Wanderung auf den Kitadake

Trotz des etwas holprigen Beginns, der natürlich zum großen Teil an unserer Unwissenheit lag, war unsere erste Bergtour in Japan außerordentlich schön. Die größte Herausforderung war dabei der große Höhenunterschied zwischen Berg und Tal. Dies wurde aber durch schöne Aussichten und gute Wege mehr als aufgewogen.

Gut war auch, dass sich unser DIY-Quilt hervorragend bewährt hat.

Hier einen kleinen Überblick von unsere Route:

Gestartet sind wir ganz unten auf der Karte in Narada. Der Weg führte von dort aus über den Mt. Notoridake, Mt. Ainodake zum Mt. Kitadake. Von dort aus ging es dann wieder hinunter ins Tal nach Hirogawara.