Kerry (Irland)

Unterwegs auf der grünen Insel

Nachdem ich als Kind vorzugsweise in den warmen Gefilden Europas unterwegs war und dort sehr viel sehr schöne Zeit verbracht habe, zog es mich als Student zuerst in den Osten (Russland) und anschließend in den Norden. Nach einiger Überlegung fiel die Wahl auf die Westküste Irlands, genauer gesagt auf die Halbinsel Kerry, die den Meisten vor allem aufgrund des Wanderweges (Ring of Kerry) bekannt ist. Da ich nur zwei Wochen Zeit hatte, aber die gesamte Halbinsel zumindest grob sehen wollte, fiel Wandern als Hauptfortbewegung allerdings aus, obwohl viele Feldwege und Pfade die sanften Hügel durchziehen. Stattdessen wurde ein Auto gemietet und ein entsprechender Flug gebucht. Leider wurde der Flughafen Kerry zwischen Killarney und Tralee zum damaligen Zeitpunkt nur von Ryanair angeflogen und das auch noch ausschließlich von Frankfurt Hahn aus. Wer sich schon einmal mit Frankfurt Hahn beschäftigt hat weiß, dass der Flughafen mit Frankfurt herzlich wenig zu tun hat, genauso wenig wie München West mit München. Glücklicherweise war es mir jedoch möglich das Auto meiner Eltern für die Fahrt zum Flughafen zu nutzen und es dann dort auch für zwei Wochen zu lassen.

Bereits bei der Anreise zum Flughafen zeigten sich die ersten Schwierigkeiten in Form einer Vollsperrung der Autobahn. Über ein zufälligerweise offenes Tor auf einem Rastplatz konnte ich hier aber entkommen und gerade noch rechtzeitig am Flughafen sein (das Auto musste ja auch zwecks Parkgebührensparen weit entfernt abgestellt werden). Auch beim Abholen des Mietwagens in Irland wurde es zunächst nicht besser. Aufgrund irgendwelcher nicht nachvollziehbarer Gründe musste eine besondere Versicherung abgeschlossen werden, die den Mietwagen gleich mal um 100€ teurer machte.

Erster Stopp der Reise (nach dem Flughafen) war Killarney, wo es vor allem darum ging Gas aufzutreiben, was in einem winzigen Outdoorshop auch gelang. Direkt in Killarney fanden zufälligerweise am Tag meines Besuchs auch mehrere Pferderennen auf der dortigen Rennbahn in der Nähe des Ross Castle statt. Den Bereich im Inneren der Rennbahn konnte man sogar ohne Bezahlung betreten, war dann halt nicht so edel und gemütlich wie auf den offiziellen Tribünen neben der Zielgeraden.

Mit ausreichend Brennstoff ausgerüstet, ging es dann von Killarney im Uhrzeigersinn um die Halbinsel, immer wieder unterbrochen von mehr oder weniger langen Wanderungen.

Gleich in der Nähe von Killarney befindet sich das Muckross House, ein alter Adelssitz mit sehr schönem Garten. Aufgrund der Reisezeit (Ende August) waren nicht mehr alle Pflanzen am Blühen, die verbleibenden Blüten waren aber dennoch überall im Garten zu finden. Das Anwesen liegt zwischen Lough Leane und Muckross Lake und ist definitiv einen Besuch wert.

Ein Parkplatz etwas nordwestlich des Muckross House, in der Nähe des Torc Wasserfalls, war der Startpunkt der ersten großen Wanderung, die auf schmalen Pfaden ans Westufer des Upper Lake führte. Dabei ging es immerzu durch menschenleeres und mit nur wenigen Bäumen bewachsenes Land, fern jeder Bebauung und der Straße. Oftmals war der Boden sehr sumpfig, in diesen Fällen aber mit Holzbohlen befestigt. Lediglich zum Ende muss man kurz über die Straße – hier steht eine kleine Kirche (Derrycunihy Church). Kurz danach ist dann das Ziel erreicht: ein kleiner Anleger neben der Lord Brandon’s Cottage.

Von diesem Umkehrpunkt der Wanderung aus ging eine Bootsfahrt zurück zum Ross Castle. Dabei wurden auch die Old Weir Bridge, eine alte Steinbrücke über die Verbindung zwischen Upper Lake und Muckross Lake unterfahren. Zurück am Ross House ging es dann Richtung Muckross House und dem Auto. Die letzten Kilometer hätte man auch mit der Kutsche am See entlang zurücklegen können, aber eine echte Wanderung beendet man auch zu Fuß! Insgesamt waren es doch einige Kilometer, die aufgrund der schönen Landschaft aber sehr schnell an einem vorüberziehen.

Der nächste längere Stopp der Reise waren an der wilden Westküste. Wie schon die Wege um das Muckross House war auch die Umgebung des Derrynane House und dessen Strand fast vollkommen verlassen. Während ausgedehnter Wanderungen am Meer, traf man fast nie auf andere Menschen – eher Schafe. Wie fast immer während der zwei Wochen in Irland war das Wetter erstaunlich gut. Dadurch ist Campen auch gleich viel einfacher, wenn man sich auch mal problemlos außerhalb des Zelts aufhalten kann.

Nach dem ersten Stopp am Derrynane House ging es im Anschluss weiter zur St. Finns Bay und der berühmten Steilküste mit Blick auf die vorgelagerten Inseln: Puffin Island und die Skellig Islands.

Auf dem Weg zur Valentia Island ging es dann durch Portmagee, einem kleinen Fischerdorf an der Nordküste. Von hier hätte man theoretisch auch eine Bootstour zu den Skellig Islands machen können, allerdings dauert so eine Tour insgesamt einen ganzen Tag und dann wäre es wahrscheinlich zum Ende hin zeitlich knapp geworden. Also blieb es beim Anblick aus der Ferne. Interessanterweise ist das Klima in diesem Teil Irlands aufgrund des Golfstroms so mild, dass hier am Campingplatz einzelne Palmen wachsen konnten.

Die Klippen auf Valentia Island sind meiner Meinung nach nicht weniger spektakulär als die offiziellen Kerry Cliffs, aber durch wesentlich weniger Zäune geschützt, so dass man näher an die tatsächliche Kante kommen kann.

Nach dem Abstecher auf Valentia Island, ging es nicht weiter auf dem Ring of Kerry, sondern weg von der Küste ins weniger erschlossene Hinterland, genauer zum Ballaghisheen Pass. Das Hinterland ist sehr dünn besiedelt, was sich auch in der Breite der Straßen niederschlägt. Auf der gesamten Fahrt war kein einziges anderes Auto zu sehen – für Fotos konnte man daher trotzdem jederzeit problemlos anhalten.

Danach ging es „raus“ aus Kerry auf einen kurzen Abstecher auf die benachbarte Halbinsel. Erster Stopp hier war der berühmte Inch Beach, der auf einer weit ins Meer rangenden Landzunge liegt. Die restliche Fahrt über die Halbinsel war lange nicht so spektakulär wie Kerry, was aber durchaus auch an dem schlechter werdenden Wetter gelegen haben mag. Längste Tour in diesem Teil Irlands war die Wanderung auf den höchsten Berg der Region, dem Mount Brandon. Leider war auch hier das Wetter recht schlecht – vor allem windig – so dass sich die Aussicht stark in Grenzen hielt.

Kurz vor dem Ende der Reise ging es dann nach Rossbeigh, wo theoretisch ein Pferderennen direkt auf dem Strand stattfinden sollte. Leider machte auch dieser Veranstaltung das Wetter einen Strich durch die Rechnung, so dass diese ausfallen musste. Danach waren die zwei Wochen auch schon wieder vorbei und es ging zurück in die Heimat.

Den Ring of Kerry zu wandern ist sicherlich auch eine gute Option – allerdings sollte man regenfest sein.