Vorbereitungen
Im Anschluss an eine Konferenzreise hatte ich 2013 die Möglichkeit noch einige Tage in den USA anzuhängen. Die Konferenz selbst fand in Las Vegas statt, also sollten auch die Tage danach in der „Nähe“ verbracht werden. Ein Auto zu organisieren war logischerweise kein Problem, aber die Zielwahl war kompliziert. Bis zu den nächsten Bergen war es eine recht lange Fahrt und dort angekommen wäre das Auto dann herumgestanden während ich dafür bezahlt hätte. Also war eine Mehrtageswanderung leider schnell aus dem Rennen. Nach etlichen weiteren Überlegungen legte ich mich auf eine Rundreise (mit dem Auto) durch mehrere Nationalparks und geschützte Gebiete fest.
Folgende Gebiete wollte ich mir anschauen: Las Vegas, Hoover Dam, Grand Canyon, Monument Valley, Petrified Forest.
Da ich mich somit auch in keinen Gegenden mit Schwarz- oder Braunbären herumtreiben sollte – ganz im Gegensatz zu meiner Tour auf dem High Sierra Trail zwei Jahre später – entfiel zunächst auch der Kauf eines Bärenkanisters und natürlich auch viele andere Ausrüstungegegenstände.
Durch geschickte Auswahl von Rückflügen konnte ich auf dem Weg nach Hause außerdem noch ein paar Tage New York einbauen.
Las Vegas
Zunächst ging es natürlich durch Las Vegas – die Stadt die niemals schläft, so lange man nicht nach zwei Uhr nachts unterwegs ist. Zum Anschauen hatte ich mehrere Tage Zeit, da ich zwei Tage vor meinem Vortrag bereits dort war. Der zentrale Strip ist natürlich sehr beeindruckend: die vielen Lichter, die riesigen Hotels und deren außergewöhnliche Architektur. Tatsächlich war ich recht verwundert, dass sich die Straßen kurz nach Mitternacht fast vollständig leerten und auch die Kasinos leer wurden – das hätte ich so nicht erwartet. Ebenso überraschend waren die vollkommen leeren Straßen am Rande des Strips. Die dortigen Hotels und Kasinos sahen schon fast trostlos aus.
Tagsüber macht es im August leider nicht viel Spaß durch die Stadt zu laufen, da es dafür einfach viel zu heiß ist. Dafür sind die Nächte auch weit nach Sonnenuntergang angenehm warm. Sehr praktisch sind die Hochbahnen, welche die Hotels verbinden. Nach zwei Tagen am Pool und zwei Nächten unterwegs war dann aber auch alles gesehen.
Eine unbequeme Nacht
Am Nachmittag des dritten Tages in Las Vegas war mein Vortrag geschafft und ich holte mein Auto am Flughafen ab. Für amerikanische Verhältnisse ein Kleinwagen, für mich definitiv groß genug.
Ich machte mich Richtung Hoover-Damm auf und kam in der Nacht dort an. Natürlich brauchte ich erst einmal einen Schlafplatz. Intelligenterweise hatte ich mich nicht über die Gesetzeslage bezüglich wildem Campieren in den USA schlau gemacht, beschloss aber es darauf ankommen zu lassen und stellte mich etwas Abseits ans Ende eines Wandererparkplatzes oberhalb des Sees. Bis auf eine kleine Störung in der Nacht, als ein Auto auf dem Parkplatz umdrehte, war ich ungestört. Wahnsinnig angenehm war die Nacht trotzdem nicht, was an den Autositze lag, die man zwar sehr schön umlegen konnte, die aber bretthart waren. Entsprechend früh war ich wieder auf.
Schluchten, Dämme und Bildschirmknacker
Dadurch dass ich früh auf war, konnte ich den Hoover-Damm auch entsprechend früh besuchen. Das hatte den Vorteil, dass niemand sonst dort war und es außerdem noch nicht so heiß war. Der Damm ist natürlich sehr beeindruckend – zum einen wegen der Höhe der Staumauer, zum anderen aufgrund des Wasserstands des dahinterliegenden Sees (Lake Mead). Inzwischen fehlen dem See über 30 Meter bis zum Maximalstand. Die Überläufe wirken vollkommen übertrieben. Das Auto parkte ich auf der Arizona-Seite des Dammes und machte mich dann zu Fuß auf Entdeckungstour.
Als es dann langsam sonnig wurde und somit auch die Temperaturen stiegen, stieg ich wieder ins Auto und fuhr die vielen (aus deutscher Sicht) Kilometer zum Grand Canyon. Hier kam ich mittags an und habe mich dann für ein Fahrrad entschieden, um nicht auf den Shuttlebus angewiesen zu sein. Glücklicherweise hatte ich einen Tag mit vergleichsweise schlechtem Wetter erwischt, so dass sich auch die Temperaturen sehr gut zum Fahrrad fahren eigneten. Das Fahrrad war eine sehr gute Entscheidung, da ich vollkommen unabhängig war und beide Richtungen des Canyons erkunden konnte. Sehr schön war auch die Tatsache, dass der Rückweg immer bergab ging und ich es somit einfach rollen lassen konnte.
Viele Stunden später verschwand die Sonne wieder hinter dem Horizont und ich machte mich erneut auf die Suche nach einem Schlafplatz. Da das Gebiet um den Grand Canyon bekanntlich Nationalpark ist, musste ich hierfür erst einmal wieder ein Stück fahren. Auf dem Weg in den nächsten Ort und auch um diesen herum war leider alles mit Zäunen abgesperrt, so dass mir am Ende nichts anderes übrigblieb, als auf dem Parkplatz eines Motels zu nächtigen. Mir ein Zimmer in selbigem zu nehmen, erschien mir zu viel des Guten. An die harten Bedingungen hatte ich mich bereits gewöhnt, nicht allerdings an die Tatsache, dass ich meinen Laptop unter dem Rücksitz versteckt hatte. Besagter Rücksitz bewegt sich beim Umklappen aber nach unten um eine gerade Fläche bieten zu können. Wenn man jetzt – ganz theoretisch – davon ausgeht, dass ich mich gewundert habe, warum sich der Rücksitz nicht ordentlich umklappen lässt, sondern so komisch blockiert und daher recht wild darauf herumgesprungen bin, dann könnte man – wie gesagt rein theoretisch – davon ausgehen, dass ich den Laptop „geknackt“ habe. Jedenfalls sah der Bildschirm so aus.
In die weiten Wüsten des gebrochenen Landes
Am nächsten Tag hatte ich zwei kleinere Stopps geplant. Los ging es mit dem Navajo National Monument, einem kleineren Canyon. Hier war die erste Wanderung des Tages angesagt. Die Wanderung geht sehr schön durch den Canyon und führt zu den verschieden historischen Stätten der Navajo. Bedingt durch den engen Canyon waren die Temperaturen durchaus akzeptabel. Natürlich hat der Canyon nicht die Ausmaße des Grand Canyon, dafür ist etwas mehr grün vorhanden und der touristische Erschließungsgrad auch lange nicht so hoch.
Nach dieser Wanderung traute ich mich mit meinem kleinen Zweirad-SUV ins schwere Gelände, direkt in das Monument Valley. Hinein in das Tal war das ganze auch überhaupt kein Problem. Zurück musste man allerdings einen steilen, sehr ausgefahrenen Hügel hinauf. Hier musste ich das Auto doch etwas quälen damit ich auch die Hügelkuppe erreichte. Hier waren wieder deutlich mehr Leute unterwegs, meistens mit sehr großen Geländewagen. Die großen Steinformationen sind sehr interessant und waren auf jeden Fall den Besuch wert.
Am nächsten Tag stand ein weiterer Canyon auf dem Programm. Wie schon am Navajo National Monument, war auch hier kein Mensch unterwegs – sehr angenehm. Ich unternahm eine ausgedehnte Wanderung durch den Canyon, dessen Boden teilweise aus feinsten Sand besteht, der von den beeindurckenden roten Wänden stammt. Außer rotem Stein hatte ich hier auch die Gelegenheit diverse Greifvögel, die in Nischen nisten, zu beobachten.
Nach diesem Ausflug war der Bedarf nach Canyons zunächst gestillt. Außerdem stand ohnehin schon wieder der Rückweg an. Natürlich nicht am Stück: Unterwegs stand noch der Petrified Forest National Park und ein Meteoritekrater auf dem Programm. Ungewöhnlicherweise regnete es tatsächlich ein bisschen auf der langen Fahrt und die Temperatur fiel auf nur 19°C, was mir wie im Kühlschrank vorkam.
Zeugen der Vergangenheit
Meine nächste Nacht verbrachte ich in einem Motel, so dass ich am nächsten Tag pünktlich zur Öffnung des Petrified Nationlparks bei selbigem sein konnte. Wie immer hatte dies den Vorteil alleine unterwegs sein zu können. Als erstes traf ich im Nationalpark auf eine Klapperschlange, die es sich auf dem Fußweg gemütlich gemacht hatte und folglich einen kleinen Umweg zur Folge hatte. Danach standen mehrere Abstecher ins Gelände an, um die vielen versteinerten Bäume anzuschauen. Diese liegen hier in verschiedensten Farben herum und zeugen von einem längst vergangenen Wald.
Als letzten Stopp meiner Rundreise war dann noch der Besuch des Meteor Crator an. Leider besteht hier keine Möglichkeit den Boden des Kraters zu besuchen, nur das Besucherzentrum am Rand.
New York
Nach der problemlosen Rückgabe des Autos flog ich dann über Nacht nach New York. Hier verbrachte ich vier Tage. Ich hatte ein Hotel recht weit weg von der Spitze Manhattens entfernt, was umfangreiche Touren durch Manhatten zur Folge hatte – die U-Bahn nutzte ich nur selten. Während dieser Touren fielen mir vor allem die vielen heruntergekommenen Gebäude in den kleineren Seitenstraßen auf, die im krassen Gegensatz zu den Glaspalästen an den Hauptstraßen standen.
Nach vier Tagen und knappen 100km, ging es dann über Amsterdam zurück nach München. Gerne hätte ich ausgedehntere Wanderungen in den diversen Canyons gemacht, allerdings nicht im Sommer.